Sehr geehrte/r  ,

was für ein neues Gefühl in der Bundesliga: Bayer Leverkusen wurde sechs Spieltage vor Saisonende frühzeitig Deutscher Meister und ist seit nunmehr 46 Spielen ungeschlagen. Nach 11 Jahren hat der Verein die ewigen Meister Bayern abgelöst. Was kann man daraus lernen? Unseres Erachtens sind es zwei Dinge:

1. Auch wenn es lange dauert, kann durch einen herausragenden Trainer eine schlagkräftige Truppe aufgebaut werden. Geld ist nicht immer das Maß der Dinge. In Leverkusen hat Bayer seinen Stammsitz. Vielleicht greift die Euphorie auch auf den Konzern über, auch wenn daran im Augenblick kaum jemand glauben mag. Vielleicht kann ein neuer CEO die Firma so transformieren wie ein guter Trainer eine Mannschaft. Man darf gespannt sein, ob es Bill Anderson mit dem Konzern Bayer ebenfalls gelingt. Wenn er es schafft, die Klagen wegen Monsanto zu akzeptablen Bedingungen zu beenden, dann kann sich das Unternehmen wieder auf das operative Geschäft konzentrieren.
2. Dem ewigen Meister FC Bayern helfen in dieser Saison auch keine teuren Spieler und viel Geld. Kein renommierter Trainer möchte im aktuellen Umfeld die Führung übernehmen. Ob es überhaupt noch einen Titel gibt, wird sich in den nächsten Tagen und Wochen entscheiden.

Vielleicht gibt es eine Parallele zu Deutschland? Das Wachstum kommt nicht so richtig voran, obwohl die Energiewende doch Wachstum wie zu Wirtschaftswunderzeiten bringen sollte. Die Produktivität hat in Deutschland nicht in dem gleichen Maße wie Arbeitszeitreduzierung und Lohnerhöhungen zugelegt. Das kann letztendlich nur zu Einbußen der Wettbewerbsfähigkeit und zu Wohlstandsverlusten führen. Und an die sozialen Sicherungssysteme traut sich die Regierung nicht heran. Die Einschnitte werden kommen, aber wie verkauft man es dem Wahlvolk? Die Bürokratie, hohe Kosten und die Bequemlichkeit erdrücken Unternehmertum und Erfindergeist. Vielleicht reift aber nach der Europawahl und den Kommunalwahlen im September die Erkenntnis, dass ein Ruck durch Deutschland frei von parteipolitischen Ideologien gehen muss (Rede von Roman Herzog in 1997, als Deutschland schon einmal der kranke Mann Europas war).

Bisher geht die wirtschaftliche Schwäche Deutschlands weitestgehend an den Dax-40 Unternehmen vorbei, weil sie ihre Umsätze mehrheitlich im Ausland generieren.

Am 2. April hatte der Dax ein neues Allzeithoch mit 18.567,16 Punkten markiert, danach ging es in den Konsolidierungsmodus. Die guten US-Konjunkturdaten über die letzten Wochen hatten - wie im letzten Newsletter bereits beschrieben - dazu geführt, dass die Zinssenkungserwartungen in den letzten Wochen immer weiter fielen. Mit der Sitzung der US-Notenbank am 1. Mai 2024 wurde durch Jerome Powell bestätigt, dass die Inflation in den USA zäher als ursprünglich gedacht ist und deshalb die Zinsen länger erhöht bleiben dürften. Gleichzeitig hat er aber auch die Märkte beruhigt, indem er weitere Zinserhöhungen als unwahrscheinlich bezeichnete. Überrascht hat in diesem Zusammenhang, dass ab Juni der Abbau der aufgeblähten Zentralbankbilanz langsamer verlaufen soll. Die FED hat erkannt, dass die kleineren US-Banken unter erhöhtem Liquiditäts-Stress stehen. 

Dagegen hat die EZB in ihrer Sitzung am 11. April 2024 eine erste Zinssenkung im Juni 2024 bereits signalisiert.

Die geopolitischen Spannungen traten im Monat April etwas in den Hintergrund, dafür wurde aber mehrfach das zunehmende Schuldenproblem der USA thematisiert.

In diesem Zusammenhang war es nicht verwunderlich, dass der Goldpreis mit US$ 2.431,38 je Feinunze ein neues Allzeithoch erreichte. Einerseits kaufen Zentralbanken und insbesondere China anstatt US-Staatsanleihen zunehmend Gold, andererseits bietet Gold auch einen guten Schutz gegen die Inflation des FIAT-Geldes.

Erstaunlich in diesem Zusammenhang ist auch, dass Zimbabwe im April den Goldstandard für seine neue Währung ZiG eingeführt hat, nachdem die Inflation über Jahrzehnte außer Kontrolle geraten war.

Bei den berichteten Quartalszahlen gab es im April auf beiden Seiten des Atlantiks gemischte Zahlen, insbesondere bei den Magnificent 7. Enttäuschungen werden schnell abverkauft (Meta), während Hoffnungen oder Aktienrückkäufe durchaus zu Erholungsrallyes im Aktienkurs führen (Tesla, Apple). Ein ähnliches Bild ergibt sich in Europa: manche Bewegungen nach Quartalszahlen sind ziemlich erratisch. Teilweise hilft eine Bestätigung des Ausblicks nicht für Kursgewinne, sondern wird abverkauft.

Und Analysten liegen mit ihren Empfehlungen vermehrt falsch. Beispielhaft sei hier Sixt genannt: Nach einer Buy-Empfehlung eines Brokers sprang die Aktie am 19. April um über 10% nach oben. Am 3. Mai kam nun eine Gewinnwarnung für das Jahr 2024, nachdem u.a. Mietwagenpreise rückläufig sind und Restwerte von Elektroautos in den Keller fallen, und die Aktie verliert umgehend bis zu 13%. 

Wie geht es nun an den Märkten weiter? In den kommenden Wochen sind viele Hauptversammlungen und die Dax-40 Unternehmen werden insgesamt rund Euro 55 Mrd. an Dividenden ausschütten. Dann bleibt die Frage, ob in diesem Jahr die alte Börsenweisheit "Sell in May and go away" zutrifft? Wir gehen davon aus, dass es eher eine Schaukelbörse über den Sommer geben wird; einzelne Titel werden immer wieder performen, dann konsolidieren.

Lesen Sie unten mehr, wie der Fonds unter diesen Gegebenheiten positioniert ist.

Herzliche Grüße
Elmar Baur

Fondsupdate

Der Fonds hat im März um 0,87% (I-Klasse) bzw. 0,83% (R-Klasse) zugelegt, während Dax 3,0% und MDax 2,9% verloren.

Wie auch im Monat März waren wir im April aktiv, um auf die weiterhin herausfordernden Bedingungen zu reagieren. Die Rohstoffunternehmen im Portfolio zeigten im Berichtsmonat eine starke Performance. Deshalb wurden zum überwiegenden Teil die Gewinne in den Positionen Aker BP, Aurubis, Boliden, Deutsche Rohstoff, Newmont Mining, Norsk Hydro und Schoeller-Bleckmann realisiert. Gewinne wurden auch bei den Autozuliefern mitgenommen, u.a. bei Dürr und ElringKlinger. Außerdem wurden bei Ionos nach mehr als 20% Kursgewinn innerhalb weniger Tage Gewinne realisiert, obwohl die Aktie noch mehr Potential hat (wir warten auf eine Gelegenheit zum Wiedereinstieg).

Die Aktie von freenet wurde mit ordentlichen Kursgewinnen am Hoch der letzten Monate verkauft, aber nach einer Brokerherabstufung und höheren Kursverlusten am 3. Mai wieder ins Portfolio aufgenommen. Am 8. Mai 2024 ist die Hauptversammlung und das Unternehmen schüttet dann Euro 1,77 Dividende je Aktie aus, was beim Einstandskurs eine Rendite von rund 7,0% entspricht. Außerdem können wir die Abstufung von KeplerCheuvreux nicht nachvollziehen: freenet hat ein solides Geschäftsmodell, hohe Free-Cash Flows und wird unseres Erachtens mit seinem Produkt waipu.tv in besonderem Maße von dem Wegfall des Nebenkostenprivilegs in Deutschlands Ende Juni 2024 profitieren.

Wie ist die weitere Strategie für den Mai?

Zum Monatsultimo April waren wir mit rund 77% in Aktien investiert und breiter diversifiziert als zunächst bei Fondsstart gedacht. Während der verschiedenen Konsolidierungsphasen im April haben wir die Absicherungen des Marktrisikos variabel erhöht und wieder reduziert. Wir gehen davon aus, dass das Auf und Ab noch eine Weile anhalten wird und von den Quartalszahlen und fortlaufenden Wirtschaftsdaten beeinflusst wird. Die größten börsennotierten US-Unternehmen haben ihre Quartalszahlen bereits berichtet, in Deutschland nimmt die Berichtssaison ab kommender Woche so richtig Fahrt auf. Generell bietet es sich an, bis zum Ende des Monats situativ das Aktien-Exposure zu reduzieren.

Weitere Rahmendaten zum Fonds

- In Aktien investiert sind zum Monatsultimo rund Euro 6,7 Mio. = 77% des Fondsvolumens (28. März 2024: Euro 4,5 Mio.)

- 12 Werte im Portfolio hatten eine Gewichtung von mehr als 1% im Fonds 

- Anleihen (Deutsche Staatsanleihen längerer Laufzeiten und kurzfristiger Deutsche Staatsanleihen) und NEU eine Unternehmensanleihe mit sechs Jahren Laufzeit betragen rund 17% des Fondsvolumens

- Netto-Aktienquote von rund 46% zum Monatsultimo - Absicherung über Mini-Dax-Futures

- Auswahl von aktuell im Portfolio enthaltenen Unternehmen (in alphabetischer Reihenfolge): 7C Solarparken, adesso, Aroundtown (neu), Avolta, Bayer, Bossard, Cementir, Demant (neu), Diasorin (neu), Drägerwerk, Eckert & Ziegler (neu), freenet, GFT Technologies, LEG Immobilien, OMV (neu), Maire Tecnimont, PVA TePla, Redcare (neu), San Lorenzo (neu), Siegfried, Siltronic (neu), STMicro, TAG Immobilien, Verbio (neu), Vicat, Vonovia.

Termine: am 8. Mai 2024 sind eine ganze Reihe von Hauptversammlungen: Neben freenet (wie oben geschildert) finden Hauptversammlungen von Allianz, Mercedes-Benz und Vonovia alle am gleichen Tag statt. Wir haben in allen vier Unternehmen kleinere Aktienpositionen. Zuletzt haben wir einen Teil der Gewinne bei Vonovia mitgenommen, gehen aber weiterhin von einer Erholung des Wohn-Immobilienmarktes aus und sind bereit die Position bei einem Rücksetzer wieder aufzustocken.

Generell: wie im Vormonat bleiben wir vorsichtig optimistisch für den gesamten Aktienmarkt, wir gehen aber bis in den Herbst hinein von einer höheren Volatilität aus. Stock Picking, eine hohe Aufmerksamkeit bei der Einzeltitelauswahl, regelmäßige (Teil-)Gewinnmitnahmen sowie situativ eine Ausweitung der Absicherungen bleiben über die kommenden Monate wichtig.

Mehr Informationen erhalten Sie auf der Website www.ars-vivendi-select.com.

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